28.03.2014
Möllrings Hochschulreform schließt die FHW und geht an den Studierenden vorbei!
Unerwartet stellte Möllring heute in der Mittagspause der Landtagssitzung das Hochschulstrukturkonzept in den Sitzungsräumen der CDU-Ratsfraktion im Rathaus Magdeburg vor. Den Rektoren wurde es gestern Abend per Mail zugesandt, Studierende bekamen durch Glück über Dritte die Information. Nicht nur das Hineinquetschen in eine Mittagspause sondern auch die Nichtinformation zeigen wieder deutlich, wie egal dem Minister die Beteiligung der Studierenden in Sachsen Anhalt ist. Weder blieb Raum zum Einlesen in das 36-seitig lange Papier noch für kritische, detaillierte Rückfragen. Diese scheinen von Seiten des Ministeriums auch nicht erwünscht zu sein, obwohl in dem Papier die Beteiligung aller Akteure aufgeführt ist, benannte Möllring an mehreren Stellen explizit nur die Rektoren der Hochschulen. Die Nachfrage von Tom Assmann (GHG) nach dem Ablauf und der Struktur des Beteiligungsprozess wurde von Möllring nur mit einer ungenauen Zeitschiene beantwortet. So werden bis Ende Juni die Zielvereinbarungen mit den Hochschulen erarbeitet, nach der Sommerpause diese weiter diskutiert um im Herbst 2014 das Strukturkonzept im Landtag zu verabschieden. Studierende und ein breit angelegter Beteiligungsprozess mit dem Ziel der Findung von guten und für alle tragbare Lösungen ist wie in der Vergangenheit nicht vorgesehen. Hier können und müssen wir als Studierende für ein Mitspracherecht laut und stark streiten.
Besonders da in dem Strukturkonzept Sprengstoff für die OvGU enthalten ist. Die Zukunft der FHW scheint beschlossene Sache. „Die Fakultät für Humanwissenschaften der OvGU wird als selbstständige organisatorische Einheit geschlossen“. Dies ist jedoch nicht die einzige gravierende Festschreibung, ebenso werden die Ingenieursfakultäten zusammengelegt sowie deutschlandweit selten angebotene Studiengänge anhand eines kruden Benchmarksystems geschlossen werden müssen. Die Großteils auf Effizienz und Wirtschaftliche Verwertbarkeit abzielenden Kriterien des Benchmarks zeigen auch deutlich wo die Reise hingeht. Zu einer Universität die sich nicht mehr am Ideal der Bildung von ethisch, moralisch und gesellschaftlich reflektierenden Menschen in allen Bereichen der Wissenschaft ausrichtet, sondern an der direkten Vermarktbarkeit und einem scheinbaren Wunsch der Wirtschaft. Das trifft sich mit Möllrings Aussage, dass die FHW nach seinem Denken ohne weiteres an die Ingenieure angeschlossen werden kann. Auch wenn das Papier heute als Konzept für folgende Diskussionen vorgestellt wurde, ohne starke Gegenwehr der Studierenden wird sich an diesen Punkten nichts mehr ändern. Es zeigt sich eindeutig das Handeln des Ministers über die Köpfe von Hochschulen und Studierenden hinweg.
Eine Diskussion ist aber gerade nötig, denn es bleiben einige widersprüchliche Punkte bestehen. Auf Nachfrage eines anwesenden Journalisten antworte Möllring, dass die Studierendenzahlen in den nächsten Jahren gleich bleiben werden. Ein Zauberer wäre er, wenn er dann bei signifikant sinkenden Finanzmitteln, allein bei der OvGU handelt es sich unter Berücksichtigung weiterer Faktoren um ca. 5 Mio. € in den nächsten Jahren, gleichbleibend gute Studienbedingungen schaffen kann. Zudem ist fraglich, warum trotz sinkenden Mitteln der sozialwissenschaftliche Bereich der Wirtschaftswissenschaften weiter ausgebaut wird. Ein Bereich, der wie die neuste Wirtschaftsgeschichte zeigt, wieder mehr ethisch, moralische Reflexion benötigt. Davon will aber in unserem beschaulich hinterwäldlerischen Sachsen-Anhalt niemand was wissen.